Hochrangiger Diplomat besucht Europa

Kang Sok Ju, ein hochrangiges Mitglied der
Partei der Arbeit Koreas, wird diese Woche nach Europa reisen, wie jüngst
bekannt wurde. Kang ist ein erfahrener Diplomat, der bereits unter Kim Il Sung
gedient und bei vielen politischen Entscheidungen eine wichtige Rolle gespielt
hat; nicht zuletzt bei den „Rahmenvereinbarungen“ von 1994, als Pjöngjang
erklärte, die Entwicklung von Atomwaffen im Tausch gegen Kerntechnologie für
eine friedliche Nutzung sowie Heizöl aufzugeben.

 

Gemäß staatlichen Quellen wird Kang
Deutschland, Belgien, die Schweiz sowie Italien besuchen. Es wird vermutet,
dass er während seines Aufenthalts in Belgien Gespräche mit EU-Beamten suchen
wird.

 

Als amtierender internationaler Parteisekretär
ist Kang, der mütterlicherseits mit der herrschenden Kim-Familie verwandt ist,
für die überparteiliche Interaktion verantwortlich – ein Amt, das vor dessen
Überlaufen im Jahr 1997 Hwang Jang Yop innehielt. Daher wird erwartet, dass er
während seiner Reise Gespräche mit politischen Parteien in den jeweiligen
Ländern sucht.

 

Dennoch deuten die Symbolträchtigkeit von
Kangs Rolle während des US-nordkoreanischen Entnuklearisierungs-Dialogs vor
zwei Jahrzehnten sowie seine zuletzt selten gewordenen Überseereisen darauf
hin, dass noch mehr auf dem Programm des 75-Jährigen steht.

 

Der Besuch passt in das Muster der jüngsten
diplomatischen Bemühungen Nordkoreas seit einigen Wochen und Monaten. Mitte
September soll zudem Außenminister Ri Su Yong eine Rede vor der
UN-Generalversammlung in New York abhalten. Dies wurde letzte Woche bekannt,
als zur selben Zeit eine südkoreanische Zeitung vom Besuch eines unbekannten
US-Beamten in Pjöngjang berichtete. Währenddessen setzen Nordkorea und Japan
ihre bilateralen Gespräche zur Aufdeckung der Entführung japanischer
Staatsbürger fort – etwas, was die Beziehung der beiden Länder seit Jahren
belastet.

 

In Südkorea wird gemutmaßt, dass Kang während
seines Besuchs auch inoffizielle Gespräche mit US-Vertretern halten wird. Es
wäre nicht das erste Mal, dass so etwas in Europa stattfindet. Am 10. September
wird in Genf außerdem ein Seminar bezüglich der japanischen Entführungsopfer
stattfinden. Zur selben Zeit (11. bis 13. September) steht Kangs Besuch in der
Schweiz an – während hochrangige japanische Beamte vermutlich ebenfalls
anwesend sein werden.

 

Die südkoreanische Regierung hat sich zur
Wahrscheinlichkeit solcher Gespräche zwischen Kang und japanischen und
amerikanischen Vertretern nicht geäußert.