Asienspiele 2014: Nur Siege für Nordkorea

Nordkoreas Erfolg bei den Asienspielen 2014 im
südkoreanischen Incheon wird von den Einwohnern Pjöngjangs mit großem Interesse
verfolgt: Sie versammeln sich in den Straßen, um sich Aufzeichnungen
nordkoreanischer Athleten anzusehen, bei denen sie Goldmedaillen einheimsen
konnten.

 

„Wohin die Pjöngjanger auch gehen, ob in der
U-Bahn, in der Straßenbahn oder im Bus, das Thema der Stunde sind die
Asienspiele in Südkorea“, berichtete eine Quelle aus der Hauptstadt Daily NK am
2. Oktober. „Und wann immer Wettkämpfe zwischen Nord und Süd auf den großen
Leinwänden gezeigt werden, halten die Passanten inne.“

 

Die drei größten Rundfunkunternehmen
Südkoreas, Munhwa Broadcasting Corporation [MBC], Korea Broadcasting Station
[KBS] und Seoul Broadcasting System [SBS], übergaben Nordkorea die
Übertragungsrechte kostenlos, damit auch Nordkoreaner die Möglichkeit erhalten,
die Spiele mitzuverfolgen.

 

Dennoch zeigt Nordkorea nach Angaben unserer
Quelle ausschließlich Spiele, bei denen die eigene Mannschaft siegreich war.
Damit will der Staat vermutlich die volle Pracht seiner athletischen
Überlegenheit demonstrieren, die vor allem der „Großartigkeit Kim Jong Euns“
zugeschrieben wird. So wurde beispielsweise das Halbfinalspiel im Frauenfußball
gezeigt, bei dem die nordkoreanische Mannschaft über Südkorea siegte.

 

Der „Aufbau der athletischen Überlegenheit
Nordkoreas“ ist seit Kim Jong Euns Machtübernahme ein wiederkehrendes Thema.
Für die Asienspiele zeigte er ein derartig großes Interesse, dass er nicht nur
häufig beim Training der Teams anwesend war, sondern gleich selbst eine
Führungsrolle einnahm. Aufgrund dieses gesteigerten Interessens gibt es
durchaus auch Sorgen, was die Rückkehr der Athleten nach Nordkorea betrifft.

 

„Nur schon die Tatsache, dass die Asienspiele
in Südkorea ausgetragen werden, war ein Problem, aber noch kritischer ist, dass
Kim Jong Eun persönlich am Coaching beteiligt war“, meinte die Quelle und
spricht damit die Bedenken vieler Bewohner Pjöngjangs aus. „Während eine
Niederlage gegen China oder irgendein anderes Land ein geringeres Problem ist,
kann dies bei Südkorea oder Japan schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen
und zu harter Bestrafung führen.“

 

„Da diese Wettkämpfe als Symbol für politische
Auseinandersetzungen gesehen werden, kann nur schon eine Zweitplatzierung für
viel Ärger sorgen. Die Fußballerinnen waren vermutlich unter einem immensen
Druck, als sie gegen Südkorea spielen mussten.“

 

Das öffentliche Interesse der Pjöngjanger für
das Frauenfußball-Halbfinale galt laut unserer Quelle also weniger der
sportlichen Begeisterung als vielmehr der Sorge über mögliche Konsequenzen bei
einer Niederlage für die Sportlerinnen, die für viele wie ihre eigenen Töchter
zuhause sind – die Sorge darüber, dass diese noch sehr jungen Frauen
schwerwiegende Konsequenzen für eine einzige Niederlage in Kauf nehmen müssen.

 

Beim gestrigen Finalspiel schlugen die
Nordkoreanerinnen Japan 3:1, und laut unserer Quelle erwartet die Spielerinnen
und ihren Trainer zuhause umgehend eine Belohnung für ihre „sportlichen
Leistungen“. Es wird vermutet, dass jenen, die derzeit noch außerhalb
Pjöngjangs leben, ein Aufenthaltsrecht für die Hauptstadt erteilt wird, welches
auch für ihre Eltern gilt.

 

In Pjöngjang ist für diesen entscheidenden
Sieg des Frauenfußball-Teams eine groß angelegte Feier geplant. Bereits letzten
Monat wurde der Sieg der Nordkoreaner in der U-16-Fußball-Asienmeisterschaft in
der Hauptstadt zelebriert.

 

Zwei Tage vor dem Ende der Spiele liegt
Nordkoreas Medaillenspiegel bei zehnmal Gold, zehnmal Silber und dreizehn Mal
Bronze. Somit belegt das Land bislang den sechsten Rang und konnte sein Ziel,
nach 12 Jahren zum ersten Mal wieder in die Top 10 zu kommen, erreichen.