Südkoreanische Kleider sind wieder im Angebot

Gebrauchte Kleidung aus Südkorea, die auf
Pjöngjangs Märkten verschwunden war, nachdem die Behörden härter durchgegriffen
hatten, wird nun wieder verkauft, erklärte eine Quelle aus der Hauptstadt.

 

Die Quelle berichtete am 30. Juni: „Das strenge
Verbot von Produkten aus Südkorea ließ gegen Anfang Mai wieder nach. Solange
die Nachfrage von Produkten nicht zu groß ist, schauen die Sicherheitsbehörden
darüber hinweg.“

 

„Man sieht häufig, dass Kleidung (aus Südkorea) am frühen Morgen und vor
Ladenschlusszeiten angeboten und gekauft wird“, fügte die Quelle hinzu. „Es war
bestimmt nicht leicht, hier härter durchzugreifen, da gebrauchte Kleidung hier
sehr populär ist.“

 

Laut der Quelle wird südkoreanische Kleidung
auf den Märkten Pjöngjangs gegenwärtig für rund 15,000 Won pro Stück verkauft.
Der Marktpreis beträgt normalerweise 7,000 bis 8,000 Won pro Stück und ist
ungefähr doppelt so teuer wie ein Sack Reis. Es scheint, als ob die Knappheit
südkoreanischer Kleidung, verursacht durch die Behörden, die Preise in die Höhe
getrieben hat.

 

Nordkoreanische Behörden, welche über den
Schmuggel und Verkauf von südkoreanischer Kleidung hinweg gesehen hatten,
solange die Preisschilder mit dem Herkunftsland entfernt wurden,
klassifizierten diese neuerdings als kontrollierte Produkte
und konzentrierten sich darauf, die
Verbreitung zu verhindern. Dies zwang die Menschen dazu, die Kleidung hinter
verschlossenen Türen zu verkaufen und nicht direkt auf den Märkten.

 

Rodung
Sinmun
kritisiert konstant den Süden, während wir trotzdem ständig nach
südkoreanischen Produkten suchen. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum der
Staat nicht einfach darüber hinwegsehen konnte“, erklärte die Quelle. „Aber man
findet immer einen Weg. Viele haben eigene Plätze, wo sie die Sachen lagern und
in großen Mengen verbreiten können. Auf diese Weise verlieren diese Verbote
ihre Wirksamkeit.“

 

„Wenn sie nur
ein bisschen härter durchgreifen, verkaufen die Händler ihre Waren nicht mehr
auf dem öffentlichen Markt, sondern auf dem Schwarzmarkt“, führte die Quelle
aus. „Gegenwärtig machen Händler, die von Tür zu Tür gehen, den größten
Umsatz.“

 

Die Berichte
veranschaulichen zwar, dass nordkoreanische Behörden weiterhin die Märkte unter
Kontrolle und dazu die Verbreitung von südkoreanischen Produkten unterbinden
wollen.  Aber es zeigt zugleich, dass die
tatsächliche Marktwirtschaft des Landes im Kern ein komplexes Netz aus
Händlern, Einwohnern, Parteimitgliedern und anderen ist.  Das Versagen der Behörden, auch wenn es noch
etwas dauern wird, ist unausweichlich.

 

Dies kann auch anhand eines Beispiels von 2013
verdeutlicht werden: Als der Industriekomplex Kaesong geschlossen wurde, gab es
einen Mangel der im Norden sehr populären „Choco Pies“ aus Südkorea. Die Preise
schossen in die Höhe, während eine Fabrik in Pjöngjang ein ähnliches Produkt
herzustellen begann. Daraufhin sanken die Preise für die echten „Choco Pies“
kurzzeitig, aber als der Staat anschließend versuchte, die Verbreitung komplett
zu unterbinden, verlagerte sich diese wiederum auf die Schwarzmärkte. Kurze
Zeit später wurden „Choco Pies“ wieder auf dem öffentlichen Markt angeboten,
und alles war wieder so wie am Anfang.

 

Die Quelle erklärte:
„Der Staat ist sich wahrscheinlich darüber im Klaren, dass erzwungene Verbote
trotz der Tatsache, dass sie letztendlich nicht im Stande sind, sich um die
Wirtschaft zu kümmern, zwangsläufig Nebeneffekte hervorrufen werden.
Die Behörden wissen ganz genau: Wenn sie lediglich
den Bedarf der Leute zu unterdrücken versuchen, erzeugen sie Unzufriedenheit.
Daher sehen sie häufig über gewisse Dinge hinweg.“

 

Aber es gilt auch,
eigennützige Interessen zu beachten. „Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die
Korruption im Land sinkt. Die Sicherheitskräfte werden nicht ordentlich
bezahlt, also nehmen sie Bestechungsgelder an“, erklärte die Quelle. Weiterhin:
„Parteifunktionäre versuchen ebenfalls, an südkoreanische Waren zu kommen, und
es sind die Sicherheitsagenten, die ihnen sagen, wie sie dies tun können.“