Nordkoreanischer Überläufer: Einsturz war nur eine „Frage der Zeit“

Nach dem Einsturz
eines 23-stöckigen Wohnhauses letzte Woche in Pjöngjang, gibt es weiterhin
verschiedene Spekulationen, vor allem nach dem sich die nordkoreanische  Behörden in einem eher sehr seltenem Manöver
von dem Unfall in den Staatsmedien berichten lies. Noch immer gibt es keine
bestätigten Angaben zu Verletzten oder Todesopfern.

 

Auch als es 2004 eine
Explosion mit vielen Toten in der Ryonchon Station gab, hat sich das Regime
ruhig verhalten, um vor allem vom Versagen auf Seiten der Regierung abzulenken.
Sollte ein Unfall auch Todesfälle herbeiführen, wird von der Bevölkerung
erwartet keine „unbegründeten Gerüchte“ zu verbreiten, damit sich das Regime
nicht in einer ungünstigen Position befindet.

 

Überläufer die mit
Daily NK gesprochen hatten, gehen davon aus, dass der Einsturz letzte Woche
auch durch unzureichende und minderwertige Baumaterialien entstand. Darüber
hinaus fügten sie hinzu, dass Konstruktionsarbeiten in einer ad-hoc Weise
auslaufen, da Kadermitglieder oft Zement oder Stahlverstärkungen für eigene
Zwecke nutzen.

 

Ein ehemaliger Bauarbeiter
der oft auf Baustellen entlang der Kwangbok Street in Pjöngjang arbeitete
erklärte Daily NK: „Seit dem Zerfall des offiziellen Verteilungssystem in
1990ern hat die Regierung  kein einziges
Gebäude fachmännisch fertigstellen können. Es gibt Korruption auf jeder Stufe,
von der Verteilung zur Beschaffung und von der Buchhaltung bis hin zur
Baustelle selbst. Es ist schwer sich ein wirklich gut konstruiertes Gebäude in
Nordkorea vorzustellen.“

 

Er fügte hinzu: „Es
war normal nachlässig zu Arbeiten. Sogar Stahlverstärkungen oder Zement, die
zum Bau von den Apartments benötigt wurden, wurden geklaut. Normalerweise ist
der hochqualitative Zement sofort verschwunden, während der billige Zement auf
der Stelle verwendet wurde. Anstatt dicker Stahlstäben haben wir Dünnere und
Schwächere verwendet.“

 

Laut des Überläufers
sind billigere Alternativen sehr schnell zur Norm geworden angesichts der immer
stärker werdenden Korruption. „Wir haben um die Wände zu machen oft heiße Kohle
und Schlamm in den Zement gemischt. Ich weiß auch, dass es bisher bei diesen Gebäuden
noch keine Unfälle gab, aber wir haben auch nur ein vier-stöckiges Gebäude
gebaut. Nichtsdestotrotz ist es nur eine Frage der Zeit bis eines der anderen
Hochhäuser zusammenfallen wird. Denn diese wurden ebenfalls mit dieser billigen
Methode gebaut.“

 

Beamte werden oft von
Bauarbeitern verspottet: „Parteikader machen es mit Überzeugung,
Sicherheitsagenten machen es mit Stolz und Arbeiter machen es mit Geschick.“
Ein anderen Überläufer fügt erklärend hinzu: „Kader (benutzen Korruption) deutlich,
die Mächtigen benutzen ihre Macht und die Arbeiter nehmen etwas für sich selbst
mit, aber nicht genug um erwischt zu werden.“

 

Überläufer sind sich
darüber hinaus einig, dass durch die vielen neuen Gebäude, die auch durch
Korruption gebaut wurde, nun sehr viele Einwohner in ihren eigenen vier Wänden
in ernsthafter Gefahr sind.

 

Diese Aussage stimmt
sich auch mit Berichten aus Nordkorea selbst überein. Eine Quelle fügte dem hinzu:
„Der Zusammensturz letzte Woche ist vergleichbar mit dem aus 2007 in der Nähe
von Hyesan, wo ein sieben-stöckiges Gebäude zusammengestürzt ist. Das liegt vor
allem auch daran das Menschen die vom Staat erbauten Gebäude nach eigenem
Belieben  modifizieren. Auch wenn nicht
wirklich klar ist wer dafür verantwortlich ist, könnten viele ihr Leben
verlieren, wenn sie vom Regime
dafür als verantwortlich
erklärt werden.“