Klassenkampf auf den Kartoffeläckern

Funktionäre des Zentralkomitees, die am 18.
Oktober zu einer Gemeinschaftsfarm im Bezirk Baekam in der Provinz Yangkang
versandt wurden, ziehen den Zorn der Einwohner auf sich, da sie sich seit
geraumer Zeit sehr korrupt verhalten.

 

Eine Quelle aus der Region berichtete uns am
22. April: „Aufgrund des landwirtschaftlich schwachen Frühlings sind die
Nahrungsmittel sehr knapp. Diese drei Abgeordneten aus der 4. Abteilung essen
jedoch fast jeden Tag Schweinefleisch. Die Leute sind sehr unglücklich, da sie
sich höchstens ein- bis zweimal im Jahr so etwas leisten können und nun trotzdem
ständig den Geruch kochenden Fleischs riechen müssen.“

 

Wie die Quelle weiterhin ausführte, wurden Funktionäre
erstmals 2008 zur Farm gebracht, um die Arbeit bei der Kartoffelernte zu
observieren. Nicht nur verfügten sie über ihre eigenen Haushälter, sondern
beauftragten regelmäßig den Leiter ihrer Unterkunft, für sie Ferkel zu kaufen,
die sie dann aufzüchten.

 

 „Während
mehr und mehr Leuten in der Okcheon-Einheit der Reis ausgeht, leben diese
Funktionäre weiterhin in ihrer eigenen Welt. Die Leute beschweren sich und
weisen darauf hin, dass sich die Verantwortlichen ein gemütliches Leben machen
und essen können, bis sie platzen, während die Arbeiter kurz vor dem Hungertod
stehen.“

 

 „Erst
letzten Monat ist ein Mann verhungert, der in der Einheit tätig war“, fuhr sie
fort. „Da er letzten Herbst nichts ernten konnte, grub seine Frau gefrorene
Kartoffeln aus der Erde und versuchte, aus dem Verkauf der Schalen ihren
Unterhalt zu verdienen. Nach seinem Tod darf die Witwe jetzt weiterhin
versuchen, ihr Erzeugnis zu verkaufen.“

 

 „Wenn
sie [die Funktionäre] nach Pjöngjang zurückgehen, nehmen sie eine Tonne
Kartoffelstärke mit, und dutzende Bauern werden für die Erniedrigung
mobilisiert, ihnen bei der Verfrachtung zu helfen“, behauptete die Quelle.
„Ihnen ist es jedoch egal. Sie sagen lediglich: ‚Man möchte ja nicht mit leeren
Händen zurückkehren. Wenn ihr beispielsweise neue Geräte oder sonstige Hilfe
benötigt, habt ihr keine Wahl. Es ist ein Geben und Nehmen.’“

 

In den frühen 2000er-Jahren führte die
Arbeiterpartei Koreas eine Art Revolution auf den Kartoffelfeldern der Nation
durch. Ehemalige Soldaten wurden in Massen in die Region verbracht, die zum
Zentrum von Nordkoreas Kartoffelindustrie gemacht wurde, und mit entsprechender
Ausrüstung ausgestattet. Jedoch bewiesen sich vor allem Funktionäre aus
Pjöngjang, die mit der Leitung der Landwirtschaft beauftragt wurden, als
äußerst korrupt.

 

Jedes Jahr nach Ende der Frühlings- und
Herbstsaison berichten die Machthaber und Medien von „Modellergebnissen“ in
besagter Region, um die Produktion andernorts anzukurbeln. Aber die Bewohner
der Gegend sind Augenzeugen der Korruption, die hier stattfindet.

 

„Das Einzige, was die Funktionäre tun, ist
dies: Sie täuschen vor, dass die Arbeit gut vorangeht und dass der Staat sich
um sein Volk kümmert“, sagte die Quelle.