Wegen Familienbesuchen in China: 100 Personen festgenommen

Nach der Inhaftierung von dreißig Personen aus Pjöngjang, welche
angeklagt wurden, in China Kontakt zu religiösen Gruppen aufgenommen zu haben,
untersucht das Regime derzeit 100 weiterer solcher Vorfälle.

 

Diese Nachricht erreichte DailyNK am 4. April. Den Aussagen und
Hinweisen zufolge möchte das Regime Kim Jong Euns ein Exempel an einer großen
Anzahl von Personen statuieren, um sowohl die Angst anzuschüren als auch die
ideologische Konditionierung der Grenzbevölkerung zu stärken.

 

Eine Quelle aus Pjöngjang erklärte weiterhin: „Nachdem 30 Leute
ins Gefangenenlager gebracht wurden, habe ich erfahren, dass 100 weitere
Personen vom Staats-Sicherheitsdienst in Gewahrsam genommen und befragt wurden.
Einige von ihnen waren erst dieses Jahr in China, aber manche waren das letzte
Mal vor fünf oder acht Jahren dort.“

 

„Derzeit wissen wir noch nicht genau, ob die Leute, die befragt
wurden, ebenfalls ins Lager gebracht werden. Aber viele von uns glauben nicht,
dass sie zurückkehren“, fügte die Quelle hinzu.

 

Die Quelle behaupte weiter, dass mehr als 30 chinesischstämmige
Koreaner (Hwagyo) aus der Region Pjöngjang über solche Vorfälle befragt wurden.
Dies ist eine sehr unübliche Vorgehensweise, die zeigt, wie sensibel die
Autoritäten auf die derzeitige Situation reagieren.

 

„Das geht jetzt schon eine ganze Weile so“, fügte die Quelle
hinzu. „Deswegen sind alle, die ihre Familie in China auch nur ein einziges Mal
besucht haben, sehr vorsichtig. Die Leute sprechen auch immer weniger über die
Situation, um nicht mit hineingezogen zu werden.“

 

Das nordkoreanische Regime sieht Religion, vor allem das
Christentum, schon seit Langem als Bedrohung an. Der Staats-Sicherheitsdienst
ist deswegen dazu verpflichtet, alle Personen, die mit einem
Familienbesuchs-Visa nach China reisen (im Gegensatz zu Personen mit einem
Geschäfts- oder Arbeits-Visa), nach ihrer Rückkehr zu untersuchen. Sie werden
gefragt, wen sie wann und warum in China getroffen haben.

 

Obwohl es verboten ist, religiöse Gruppen oder Südkoreaner zu
treffen, ist es normalerweise möglich, den Sicherheitsdienst zu bestechen und
ungeschoren davon zu kommen.

 

„Die Leute, die jetzt gerade befragt werden, wurden in Gewahrsam
genommen, da ihnen vorgeworfen wird, dass sie Kontakt mit der ‚unteren
Nachbarschaft’ [Südkorea] haben. Wenn sich die Vorwürfe als richtig
herausstellen, dann werden sie in Straflager verbracht“, sagte die Quelle
voraus. „Sobald sie mit denen fertig sind, schauen sie sich vielleicht die
Mitarbeiter des Staats-Sicherheitsdiensts, die sich bestechen lassen haben, genauer
an.“