Zweifel über 200 Gastarbeiterinnen in Shenyang, China

Daily-NK-exklusiven Quellen zufolge wurden letztes Jahr 200
junge Nordkoreanerinnen aus der Provinz Süd-Pyongan nach Shenyang geschickt, um
in China zu arbeiten. Obwohl die Eltern der Betroffenen ursprünglich informiert
wurden, dass ihre Töchter ausgewählt wurden, um in einer Packstation für
Meeresfrüchte zu arbeiten, herrscht nun Unklarheit über den Verbleib der jungen
Frauen. 

 

„Ich habe direkt von einem Manager einer
Devisen einnehmenden Firma in Süd-Pyongan erfahren, dass 200 Frauen im Alter
von 18 bis 19 letzten Juli nach Shenyang geschickt wurden, um dort als
‘Meeresfrüchte-Verpacker’ zu arbeiten. Sie sollen für die nächsten 3 bis 5
Jahre dort bleiben“, berichtete eine Quelle aus der selben Provinz Daily NK am
10. April.

 

Die Quelle erklärte, dass es zwar immer häufiger vorkomme, dass
nordkoreanische Arbeiter ins Ausland geschickt werden, um Regime-Fonds
aufzubessern, jedoch ist es unüblich, dass eine derart große Gruppe in ein und
derselben Region stationiert wird.

Weiter berichtete die Quelle, dass etwa zur selben Zeit eine
Gruppe Frauen aus Yangkang mit ideologisch einwandfreiem Zeugnis ausgewählt
wurde und Gesundheitschecks bekamen. Die zweite Gruppe wurde jedoch bis heute
noch nicht ins Ausland geschickt.

 

Die Familien der beiden Gruppen wurden in den Auswahlprozess
nicht miteingebunden oder nach ihrer Meinung befragt, als die Frauen vom Regime
ausgewählt wurden.

„Die Frauen waren alle mindestens 160cm groß, schön und hatten
ein gutes songbun. Die Eltern konnten
nichts dagegen einwenden, da die Frauen auf Befehl von oben [den Machthabern]
ausgewählt wurden“, erzählte die Quelle. „Die Leute wundern sich nicht ohne
Grund darüber, dass hübsche Frauen um die 20 für eine solche Arbeit ausgewählt
wurden. Es wäre weitaus sinnvoller, nach starken Männern zu suchen. Da es aber
illegal ist, nachzuforschen, bleiben die Familien weiterhin im Ungewissen. Bis
jetzt ist es noch nie vorgekommen, dass eine Gruppe Frauen unter solchen
Umständen weggeschickt wurde.“

 

Als Antwort auf die Zweifel an der offiziellen Erklärung des
Regimes über die Arbeit der Frauen hat das Regime den Manager der Devisen
einnehmenden Firma zu den Familien geschickt, um ihre Ängste zu besänftigen und
den Gerüchten ein Ende zu bereiten.

„Ein Manager besuchte jeden einzelnen Haushalt und versicherte
den Familien, dass ihre Töchter in China Meeresfrüchte verpackten und etwa 100
US-Dollar im Monat verdienten, und dass für ihre Unterkunft gesorgt sei. Er
sagte weiter, dass das Gehalt zwar noch nicht ausbezahlt wurde, aber das man
nur noch ein bisschen länger warten müsse“, berichtete die Quelle weiter. 

 

Es gibt keine offizielle Statistik über Nordkoreaner, die legal
in China arbeiten. Aber es besteht die Annahme, dass sie nur 10-20% ihres
Lohns, welcher durchschnittlich 150-200 US-Dollar beträgt, auch wirklich
erhalten. Der Rest wird vom Regime eingezogen, um die laufenden Kosten
inklusive Verpflegung, Unterkunft, Steuern und ‘Loyalitätszahlungen‘ zu
decken. 

 

In Shenyang sind einige nordkoreanische Firmen aus
verschiedensten Branchen ansässig, unter anderem auch das bekannte
Chilbonsan-Hotel.