Fuhrungskrafte erwarten neues Abkommen mit Japan

Elektronikgerate aus Japan sind schon seit
langem sehr popular in Nordkorea – besonders bei Beamten, Militarkadern oder
Parteimitgliedern. Jedoch kommt man nicht auf legale Weise an diese Gerate.
Deswegen hoffen wohlhabende Parteifunktionare auf einen bilateralen Vertrag
zwischen Pjongjang und Tokio und somit auf eine Lockerung der Sanktionen.

 

„Vor nicht allzu langer Zeit wollten leitende
Beamte in Pjongjang hauptsachlich japanische MP3- und MP4-Player, aber nun
mochten viele auch Laptops“, erklarte eine Quelle mit guten Verbindungen Daily
NK am 2. Juli. „Sie fordern von Schmugglern, ihnen diese Waren unter allen
Umstanden zu beschaffen.“

 

Laut Angaben der Quelle sind die beliebtesten
Marken Sony, Sharp und Panasonic. Canon ist vor allem fur seine Kameras beliebt,
Toshiba fur Laptops. Da mehr und mehr Kinder von Beamten Fremdsprachen lernen,
verlangen sie auch elektronische Worterbucher.

 

Mitglieder des Kaders mussen sich also heimlich
an Schmuggler wenden, wenn sie solche Waren haben mochten. Ganz egal, wie sehr
Nordkorea auch versucht, den Zufluss von Produkten aus Japan, ebenso wie aus
Sudkorea, zu verhindern, halt sich die Wirksamkeit der Maßnahmen in Grenzen, da
viele Beamte Schmuggler fur ihre eigene Zwecke benotigen und diese bewusst
schutzen.

 

„Mehr als 70% der japanischen und
sudkoreanischen Gerate hier in Chosun werden via Sinuiji reingeschmuggelt“,
sagte die Quelle. „Außer wahrend großer nationaler Ereignisse haben sie keine
Chance, dies zu verhindern.“

 

„Behorden haben bereits Maßnahmen in Sinuiji
vorgenommen, aber selbst wenn der Schmuggel in Orten wie Hyesan [Provinz
Yangkang] gestoppt wird, wurde es keinen großen Unterschied machen. Deswegen
gibt es in Sinuiji viele Schmuggler, die Auftrage von Beamten annehmen.“

 

Auch wenn Nordkorea versucht, den Zufluss
tragbarer Geraten zu kontrollieren, um damit auch den Konsum von
sudkoreanischen TV-Serien zu unterbinden, konnen Parteikader immer noch
behaupten, dass sie diese Gerate nur besitzen, damit sie ihre Kinder uber diese
illegale Sache aufklaren konnen. Und sollte selbst das nicht funktionieren,
geht es auch uber Korruption.

 

„Die Leute bestechen standig Mitglieder der
‚Gruppe 109’, ein behordenubergreifendes Team, welches sich auf die Kontrolle
von illegalen Videos und Musik konzentriert“, erklarte die Quelle. „Dadurch ist
das System durchaus mangelhaft, und es ist ein doppelter Gewinn sowohl fur die
Parteimitglieder als auch fur die Mitglieder jener Gruppe.

 

„Deswegen schwindet auch ihr Verlangen nach
elektronischen Geraten keineswegs. Wenn uberhaupt, dann sind sie jetzt viel
mehr auf bessere Gerate mit hoherer Leistung aus“, sagte er.

 

Wie in vielen anderen Landern bevorzugen
nordkoreanische Beamte japanische Produkte, da sie diese als besser erachten
als die Konkurrenz aus anderen Landern. „Sie denken, dass Produkte aus dem
eigenen Land ‚Falschungen’ sind. Diese werden zwar in Nordkorea hergestellt,
aber mit Teilen aus dem Ausland. Und chinesischen Produkten wird nachgesagt,
schon nach wenigen Monaten nutzlos zu sein.“

 

Deswegen hoffen Parteikader auf eine dauerhafte
Vereinbarung mit Japan. „Wenn ein paar wirtschaftliche Sanktionen durch die
Gesprache aufgehoben werden konnten, ware das schon eine große Erleichterung,
da die Preise dann nicht standig ansteigen wurden, sobald neue Maßnahmen in Kraft
treten“, berichtete die Quelle.

 

Japans Premierminister Shinzo Abe hatte
erklart, dass Tokio plane, eine nicht genannte Anzahl von Sanktionen bezuglich
Nordkoreas aufzuheben. Er verkundete dies einen Tag nach dem Treffen der beiden
Lander in Peking am Dienstag.

 

Der nordkoreanische Chefdelegierte Song Il Ho
erklarte Reportern auf seinem Weg von Peking zuruck nach Pjongjang: „Wenn ich
in mein Land zuruckkehre und der Regierung die Details erklare, wird sie
Maßnahmen ankundigen, die sich mit [den Ankundigungen aus Japan] decken.“

 

Laut eines Berichts der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News hat sich Nordkorea dazu
bereit erklart, ein Mitglied des Nationalen Verteidigungskomitees, des hochsten
Organs in der nordkoreanischen Politik, in ein spezielles Komitee zu setzen,
welches sich dann auf die Aufarbeitung der Entfuhrungen japanischer Burger in
der Vergangenheit konzentrieren soll. Song hat seine Mitgliedschaft in diesem
Spezialkomitee nicht bestatigt.

 

Wahrenddessen hat China die Gesprache mit Japan
gutgeheißen. Ein Sprecher des Außenministeriums druckte die Erwartung aus, dass
dies ‚dem Frieden und der Stabilitat in der Region zugute kommt’.