Flaschenwasser wird auf Märkten immer populärer

Kapitalistische Züge scheinen in Nordkorea
immer weiter in das Alltagsleben der Menschen durchzudringen. Außerhalb von
Pjöngjang gibt es nun ein Pizzarestaurant zu finden, ebenso wie in Suncheon und
der Süd-Pyongan Provinz. Auch sind Taxidienste aufgetaucht und teure
Nachhilfestunden gewinnen an Popularität. 
Hinzu zu diesem Trend kommen nun auch die Neuigkeiten von
Flaschenwasser, welches auf den Märkten verkauft wird.

 

Eine Quelle in der Süd-Pyongan Provinz
erklärte Daily NK am 29. September: „Noch vor ein paar Jahren hätten die Leute
hier [in Nordkorea] gesagt, dass man in kapitalistischen Staat sein eigenes
Wasser kaufen muss. Aber das ist jetzt selbst in Nordkorea Realität geworden
und wenn es eine Nachfrage gibt, dann folgt selbstverständlich auch ein
größeres Angebot.“

 

„Es gibt auch einen neuen Markt für
Quellwasser,“ setzte sie fort. „Männer die nicht genug Geld haben um ein
Geschäft zu öffnen, verkaufen Quellwasser um für ein Anfangskapital für die
Zukunft zu sparen.“

 

Nordkoreas veralteter Wasserversorgung fehlt
es an adäquater Filterung, um es überhaupt als Trinkwasser nutzen  zu können. Deshalb kaufen
Parteimitglieder und die Donju [die neureiche Mittelklasse] Trinkwasser,
während der Rest von Flüssen und Brunnen trinken. Die Inminban [Volkseinheit]
und auch andere benutzen sehr häufig die unterirdischen Wasservorkommen, indem
sie sieben bis zwölf Meter tief graben und Pumpen installieren.

 

Da viele Menschen in der Nähe von öffentlichen
Toiletten wohnen, oder auch in Gebieten mit Enteritis kontaminierten
Wasservorkommen, kann es durch die Wasseraufnahme und auch durch die einfache
Nahrungsaufnahme zur einer Entzündung des Dünndarms kommen.

 

Der Norden produziert sein eigenes Trinkwasser
namens „Sindeok Saemmul,“ aber dieses ist von der Chosun
Neungando Trade Company monopolisiert worden und wird direkt in andere
südostasiatische Länder exportiert, ohne dass es bei lokalen Geschäften
überhaupt angeboten wird. Die Donju und die Menschen die bei Firmen arbeiten,
welche mit ausländischem Geld in Kontakt kommen trinken nur Wasser aus China.

 

Eine 0,5-Liter Flasche aus China kostet
ungefähr 0,8 RMB oder 1000 KPW auf dem Markt von Sinuiji und wird für ca. 1 RMB
auf dem Markt in Pyongsong verkauft.

 

„Die Schlauen haben schon längst
herausgefunden, dass man mit Trinkwasser Geld machen kann und verkaufen es
jetzt,“ sagt die Quelle. „Die Kaufleute werben damit, dass ihr Wasser tief aus
den Bergen kommt, unvergleichbar mit dem aus China sei und medizinische
Eigenschaften haben soll.

 

Laut der Quelle gab es in Chonsongri, Eunsa
und Süd-Pyongan Wasser mit solchen medizinischen Eigenschaften seit das Land
unter Herrschaft von Japan war. Es ist unter den Bewohnern auch unter dem Namen
„kaiserliches Mineralwasser“ bekannt, da nur der japanische Kaiser erlaubt war
dieses Wasser zu trinken.

 

Durch diesen langbeständigen Glauben ist die
Nachfrage von chinesischem Trinkwasser zurückgegangen, während die von
Chonsong-Trinkwasser stark angestiegen ist. Lange Wartezeiten von zehn Stunden
sind keine Seltenheit, um das Trinkwasser aus Chonsong zu entziehen.

 

„Es sind knapp 40 Km von Chonsong bis zum
Markt in Pyongsong und 20 Km bis zum Markt in Sunchoen,“ erklärte sie.

 

Das Trinkwasser aus Chonsong kostet 600 KPW
für einen Liter, aber wird in 5-Liter Kanistern abgefüllt für knapp 3,000 KPW.
Im Vergleich zu dem Wasser aus China, 1,300 KPW für einen halben Liter, ist es
gerade mal für ein Viertel des Preises zu bekommen.

 

„Die Kaufleute für Wasser sind üblicherweise
Männer, die bis zu 40 Km am Tag reisen und 100 bis 150 kg Wasser
transportieren,“ sagte sie. „Es wird vermutet, dass der Markt dafür noch
wachsen wird, weil die Leute, die das Wasser aus Chonsong getrunken haben,
haben aufgehört das aus China zu trinken.“

 

Viele sind schon über ihre eigene Rolle in
dieser aufkeimenden Industrie besorgt. „Mit dem wachsenden Markt für
Trinkwasser sind viele besorgt, dass die einflussreichen Firmen auch darüber
Kontrolle übernehmen könnten,“ fasste sie am Ende zusammen.