Neuer Wachturm soll Auslandstelefonate weiter einschränken

Daily NK hat Kenntnis davon erhalten, dass die
nordkoreanischen Behörden den Bau eines neuen Wachturms in einer Bergregion in
Auftrag gegeben haben. Dieser soll dem Aufspüren von Mobiltelefonen aus
chinesischer Herstellung dienen, mit denen illegale Auslandsanrufe getätigt
werden.

 

Eine Quelle aus der Provinz Nord-Hamgyung
berichtete Daily NK am 28. August: „Der Wachturm wird unter Verwaltung der 27.
Einheit der Koreanischen Volksarmee [KPA] auf der Spitze eines Berges
errichtet, der an den Fluss Tumen grenzt. Die Einheit ist für das Aufspüren von
Mobiltelefonen zuständig, und der Bau wird von Grenzwächtern aus Nord-Hamgyung
ausgeführt.“

 

Weiterhin wurde berichtet, dass die
Grenzwächter mindestens zweimal täglich Ziegel und Zement für den Bau auf den
Berg transportieren. „Die Tatsache, dass er mit Ziegeln gebaut wird, bedeutet,
dass es sich nicht bloß um eine temporäre Anlage handelt“, meinte die Quelle
und wies darauf hin, dass das Baumaterial von der Armee bereitgestellt wird,
und nicht von Bauämtern und anderen Organisationen beschafft, wie dies öfter
der Fall ist.

 

Diese neueste Maßnahme soll nicht nur dem
Zweck dienen, illegale Anrufe zu kontrollieren, sondern auch deren Urheber
ausfindig zu machen: „Die Errichtung des Wachturms auf einer Bergspitze könnte
bedeuten, dass sie jeden Gesetzesbrecher aufspüren wollen“, behauptete die
Quelle.

 

Bis dato waren vor allem Hausdurchsuchungen
des Volkssicherheitsministeriums [der nordkoreanischen Polizei] zur Prävention
des Gebrauchs von chinesischen Mobiltelefonen üblich, sowie tragbare
Signaldetektoren. Daher reisten die Bewohner häufig in die mehr oder weniger
unbewachten Bergregionen, um der Überwachung zu entgehen, und profitierten
zudem von besserem Empfang.

 

„Fluchthelfer, die auf Geldüberweisungen
warten sowie jene, die ihre Familie im Süden kontaktieren möchten, werden einen
harten Schlag einstecken müssen. Störsender in Hoeryong, Musan und Onsong haben
zudem bereits viele Anrufe verhindert. Es wird für die nächste Zeit also
erheblich schwieriger werden, Anrufe ins Ausland zu tätigen“, erklärte die
Quelle.

 

„Jeder weiß, dass das
Staatssicherheitsministerium in den meisten Gegenden jederzeit fähig ist,
Auslandsanrufe abzuhören, aber bislang dachte man, dass man lediglich in die
Berge zu gehen brauchte, um ungeschoren davonzukommen.“ Jedoch geht die Quelle
davon aus, dass es sich wie bei den meisten Maßnahmen lediglich um eine
temporäre Lösung handelt: Die meisten Bewohner hätten nämlich bereits begonnen,
sich zu fragen, ob man die Wächter nicht einfach bestechen kann.

 

„[Die Behörden] haben die Grenzwache verstärkt
und die Anzahl von Durchreisenden und Überläufern verringert, wodurch den
Wächtern jedoch auch die Möglichkeit zur Einnahme von Bestechungsgeldern
abhanden gekommen ist.“

 

„Künftig wird es vielleicht so sein, dass die
Leute lediglich ihre SIM-Karte und einen angemessenen Geldbetrag mitnehmen,
wenn sie in die Berge gehen, um die Gelegenheit für einen unbehelligten
Auslandsanruf zu erhalten“, bemerkte die Quelle. „Das wäre immer noch deutlich
einfacher, als es in der Stadt zu versuchen und dabei unentdeckt zu bleiben.“