Medien aus Südkorea und die Rolle der Jugendlichen

Seit der Machtübernahme Kim Jong Euns hat der nordkoreanische Staatsapparat seine Anstrengungen intensiviert, um die Verbreitung von ausländischen Medien zu verhindern. Die Maßnahmen haben sich als recht wirksam herausgestellt. Trotzdem gelingt es vor allem Jugendlichen aus besseren Verhältnissen die strikten Vorschriften nach wie vor zu umgehen.


 


In Nordkorea, wie überall sonst auf der Welt, lässt sich ein USB-Stick sehr leicht verstecken und ist für Sicherheitsdienste eine schwierige Angelegenheit, gegen die sie nicht viel ausrichten können. Im Gegensatz zu einer CD, die sich im Falle eines unangekündigten Besuchs von Sicherheitskräften nicht umgehend aus dem Laufwerk eines DVD-Spieler oder eines Computers entfernen lässt, kann man einen USB-Stick quasi immer problemlos herausziehen und verstecken.


 


Anfang Mai traf sich Daily NK in Dandong, China, mit mehreren offiziellen Besuchern aus Nordkorea, um dieser Angelegenheit nachzugehen.


 


Ein Mann um die 40 aus der Süd-Hwanghae Provinz erklärte: „15- bis 16-Jährige besitzen so etwas auf Speicherkarten. Sie schauen es sich an, machen Kopien davon und geben sie weiter. Auf diese Weise verbreiten sich südkoreanische Medien unter den Jugendlichen. Natürlich ist das verboten, aber Kinder sind eben neugierig und halten sich somit nicht an die Gesetze. Wenn man ihnen verbietet, Filme aus Süd-Chosun anzuschauen, tun es manche gerade deswegen.“


 


Der Informant fuhr fort mit der Behauptung, dass mit der Verbreitung von Mobiltelefonen gleichzeitig auch Musik aus dem Ausland verbreitet wird. Dennoch waren alle Befragten in China einstimmig der Meinung, dass dies hauptsächlich jene Gesellschaftsschichten betrifft, die über etwas politische Macht sowie wirtschaftliche Unabhängigkeit verfügen, wie beispielsweise die Kinder von Parteifunktionären.


 


Eine Interviewpartnerin um die 50 äußerte sich belustigt: „Glauben Sie denn, dass jemand, der sich gerade mal eine Mahlzeit am Tag leisten kann, so etwas kauft? Den meisten Leuten ist das nicht möglich. Es sind die Funktionäre und ihre Kinder, die das machen. Jene, die ein bisschen besser leben als der Rest.“


 


Laut Aussage der Frau kostet ein USB-Stick mit kleinem Datenvolumen (ungefähr drei Episoden von jeweils einer Stunde einer südkoreanischen Telenovela) gegenwärtig 70,000 nordkoreanische Won, während solche mit mehr Kapazität zwischen 100,000 und 150,000 Won kosten. „Angesagte Filme werden für 10,000 Won verkauft, gewöhnliche für 5,000“, fügte sie hinzu.


 


Wie Daily NK am 2. Juni berichtete und was die Informanten nochmals einstimmig bestätigten, wird der Zugang zu ausländischen Informationen und Medien, also zu Filmen, Musik und Dramaserien, unter Kim Jong Eun wesentlich stärker reguliert als zuvor. Dies wurde seit der Verurteilung und Hinrichtung des Stellvertretenden Vorsitzenden Jang Sung Taek im Dezember letzten Jahres nochmals verstärkt.


 


Die Härte der Bestrafung unterscheidet sich sowohl zwischen den Regionen als auch zwischen ländlichen und urbanen Gegenden. Es gibt Belege dafür, dass Hinrichtungen stattgefunden haben, jedoch soll Umerziehung durch Zwangsarbeit am häufigsten als Strafe angewandt werden.


 


„Die Vorschriften sind seit der Hinrichtung Jang Sung Taeks wesentlich strenger geworden“, bestätigte eine Quelle in ihren Vierzigern aus Hwanghae. Eine männliche Quelle aus der Nord-Pyongan Provinz bekräftigte: „Derzeit bedeutet der Konsum von Medien aus Süd-Chosun mit Sicherheit Ärger.“ Eine Frau aus der Stadt Sinuiju bestätigte ebenfalls, dass gewöhnliche Leute derzeit südkoreanische Medien meiden.


 


Zusätzlich zu den Gruppen „109“ und der „927“, die damit beauftragt sind südkoreanischen Medien zu regulieren, wurden laut den Quellen in Pjöngjang neuerdings Arbeitsgruppen aus Absolventen der Oberschule gebildet.


 


„Die Gruppe 109 ist ein Spezialistenteam bestehend aus Leuten des Sicherheitsministeriums (MPS), der Partei und der Administration. Sie suchen hauptsächlich nach CDs, die südkoreanische Filme, Dramaserien und Musik beinhalten“, berichtete uns ein Mann um die 40. „Von denen gefasst zu werden ist alles andere als lustig.“ Eine sogenannte „Gruppe 927“ observiert anti-sozialistische Aktivitäten, wie beispielsweise den Verkauf solchen Materials.


 


„Letztes Jahr wurde diese ‚Arbeitsgruppe’ unter Verwaltung des Sicherheitsministeriums geformt“, erinnerte sich ein Mann um die Mitte 50. „Es waren 18- bis 19-jährige Absolventen der Oberschule. Sie gingen strikt nach den Vorschriften vor, was den Umgang mit ihnen umso schwieriger machte.


 


*Dieser Artikel konnte durch die Korea Press Foundation verwirklicht werden. Die Namen wurden zum Schutz der Personen geändert.