Schadlicher Einfluss: Regime bekampft Medien

Seit Beginn der Ara Kim Jong Euns im Jahr 2011
versuchen nordkoreanische Sicherheitskrafte, den Zustrom der „kapitalistischen
Kultur“, womit Musik, Fernsehsendungen und Filme aus Sudkorea gemeint
sind,  zu verhindern. Dieser
entschlossene und oft brutale Einsatz hat es fur Nordkoreaner wesentlich
schwieriger gemacht, in Kontakt mit auslandischen Medien zu treten.

Ein Interviewpartner, ein 50-jahriger Mann aus
der Provinz Nord-Pyongan, erklarte Daily NK, dass die Leute ihren Zugang zu den
Medien wieder verringern. „Heutzutage wird man zwar mit Strom versorgt, aber
eine Stunde spater platzen sie [in die Wohnung] herein oder sie klopfen an die
Tur und sagen, dass sie fur eine Kontrolle da sind“, fugte er hinzu.

„Im Mai letzten Jahres gab es Exekutionen“,
fuhrte er fort. „Einer hatte das Zeug [auslandische Filme und Musik]
hereingebracht und ein anderer hatte es dann verkauft. Das passiert, wenn man
Filme aus Sud-Chosun schaut. Ich erinnere mich, dass zwischen 2008 und 2010
jeder verruckt danach war. Kinder haben sich oft getroffen, um Filme aus
Sud-Chosun oder aus der Yanbian-Region in China zu schauen.“

Eine 30-jahrige Frau aus Sinuiji, die bereits
ihren zweite Reise nach China unternimmt, beschrieb die dortige Atmosphare
folgendermaßen: „Viele Menschen wurden festgenommen, weil sie TV-Shows oder
Filme aus Sud-Chosun gesehen hatten. Hwagyo (im Ausland lebende Chinesen)
schauen sich das vielleicht an, aber [andere] wissen daruber nichts. Ein paar
junge Leute oder Mitglieder des Parteikaders, die die Strafen umgehen konnen,
schauen es sich vielleicht heimlich an.“

Die Interviewten, mit denen sich Daily NK
getroffen hatte, merkten an, dass die meisten Nordkoreaner wahrend der letzten
Jahre der Amtszeit Kim Jong Ils sudkoreanische Medien konsumiert hatten, da die
Kontrollen noch recht entspannt waren. Jedoch hat der Staat mit Beginn der Ara
Kim Jong Euns damit angefangen, potentielle Quellen, die das System
destabilisieren konnten, auszumerzen.

Ein Mann (40) aus der Provinz Sud-Hwanghae
berichtete: „Schon seit einem guten Jahrzehnt tauchen Medien aus Sud-Chosun
hier [in Nordkorea] auf. Achtzig bis neunzig Prozent von uns haben schon
mindestens einmal so etwas gesehen. Dreißig bis vierzig Prozent haben sich
schon CDs aus Sud-Chosun angeschaut und drei bis funf Prozent schauen sich regelmaßig
Fernsehen aus Sud-Chosun an.“

Eine 50-jahrige Frau, die regelmaßig zwischen
ihrem Heimatort in der Provinz Nord-Pyongan und den Provinzen Hwanghae und
Gangwon reist, um Handel zu betreiben, bestatigte die Geschichte: „Fernsehen
aus Sud-Chosun wird in Haeju sehr gut empfangen und ich kann mich daran
erinnern, dass ich zur einer Verwandten sagte: ‚Das ist gut, du kannst doch
sudkoreanischen Fernsehen empfangen’, worauf sie antwortete: ‚Sag das niemals
wieder, egal wo du gerade bist.’“

Laut den Informanten sollen Personen, die in
den Provinzen Nord- und Sud-Hwanghae, Gangwon und im Norden von Pjongjang
wohnen, im Stande sein, sudkoreanisches Fernsehen und Radiosender zu empfangen,
wenn die Antennen nur leicht modifiziert werden.

Zwei Interviewpartner, einer aus der Provinz
Nord-Pyongan und der andere aus Hwanghae, teilten Daily NK mit, dass das
beeindruckteste sudkoreanische Drama „Stairway to Heaven“ war, zuerst
ausgestrahlt im Jahr 2000 von SBS.

Ein anderer Mann gab wahrend dem Interview
ebenfalls zu, sich ein wenig mit sudkoreanischen Sportlern auszukennen: „Ich
kenne Kim Yeon Ah. Naturlich kenne ich die, die genau so beruhmt sind wie sie.
Die durchschnittlichen Sportler kenne ich nicht.“

Selbstverstandlich hat der jahrzehntelange
Einfluss von sudkoreanischen Medien das Bild der Menschen uber ihre sudlichen
Nachbarn geandert. Daily NK konnte auch dies wieder einmal bestatigen.

Der Mann (50) aus der Nord-Pyongan Provinz
sagte: „Dadurch, dass wir viel [sudkoreanische Medien] gesehen haben, hat sich
viel geandert, wenn es darum geht, wie wir uber die Menschen in Sud-Chosun
denken. ‚Diesem kleinen Land geht es so gut. Warum sind wir dann so, wie wir
sind, obwohl wir ein Teil dieses Wettlaufs sind?’“

„Ich wusste nicht genau daruber bescheid, aber
dann habe ich die TV-Dramen gesehen“, erklarte Choi Jin Sook aus der
Sud-Pyongan Provinz. Sie erklarte auch, wie sie dadurch die wirtschaftliche
Realitat auf der Halbinsel erkannt hatte. „Ich verstehe Sudkorea sogar, und
deren Filme zu schauen ist dazu wirklich hilfreich, aber man muss stets
vorsichtig sein mit dem, was man sagt. Auch bei Versammlungen der Volkseinheit
oder wo auch immer. Also sage ich rein gar nichts daruber.“

*Dieser Artikel konnte durch die Korea Press
Foundation verwirklicht werden. Die Namen wurden zum Schutz der Personen
geandert.